«Auf seinem offiziellen Account? Wow» Biden wirft Trump Nutzung von Nazi-Vokabular vor

SDA

22.5.2024 - 06:11

US-Präsident Joe Biden nach der Landung mit der Air Force One auf dem Flughafen in Boston. (21. Mai 2024)
US-Präsident Joe Biden nach der Landung mit der Air Force One auf dem Flughafen in Boston. (21. Mai 2024)
Bild: Keystone/AP/Alex Brandon

Der Begriff Reich wird mit dem «Dritten Reich» der Nazis in Verbindung gebracht. Auf Donald Trumps Internet-Plattform wird nun ein Video mit diesem geteilt. Bidens Kritik lässt nicht lange auf sich warten.

22.5.2024 - 06:11

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Donald Trump hat mit einem Wahlkampfvideo auf der von ihm mit begründeten Online-Plattform Truth Social für Entrüstung gesorgt.
  • In dem später wieder gelöschten Video war unter anderem von der Schaffung eines «geeinten Reiches» die Rede.
  • US-Präsident Joe Biden hat seinem Amtsvorgänger und Wahlkampf-Rivalen nach der Verbreitung des fragwürdigen Videoclips erneut Nazi-Rhetorik vorgeworfen.
  • Der Begriff «Reich» wird oft mit dem «Dritten Reich» der Nazis in Deutschland in Verbindung gebracht.

US-Präsident Joe Biden hat seinem Amtsvorgänger und Wahlkampf-Rivalen Donald Trump nach der Verbreitung eines fragwürdigen Videoclips erneut Nazi-Rhetorik vorgeworfen. Trump nutze «die Sprache Hitlers», nicht die Amerikas, sagte Biden in einem am Dienstag veröffentlichten Wahlkampfvideo. In dem kurzen Clip hält der Demokrat ein Telefon in der Hand und sagt mit Bezug auf das Video: «Das ist auf seinem offiziellen Account? Wow.»

Auch bei einer Wahlkampfveranstaltung in Boston griff Biden den Republikaner an, der im November erneut ins Weisse Haus einziehen will. Die Bedrohung, die von einer zweiten Amtszeit Trumps ausgehe, sei grösser als während seiner ersten Präsidentschaft, sagte der 81-Jährige laut mitreisender Presse. Er nannte Trump demnach «gestört» und warf ihm Rachsucht nach der verlorenen Präsidentenwahl 2020 vor.

Trump hatte am Montag auf der von ihm mit begründeten Plattform Truth Social ein – später wieder gelöschtes – Video geteilt, in dem fiktive Zeitungsartikel gezeigt wurden zu dem möglichen Szenario, dass der republikanische Präsidentschaftsbewerber bei der Wahl im November erneut gewinnen könnte. In einer der Schlagzeilen war unter anderem von der Schaffung eines «geeinten Reiches» die Rede. Trumps Umfeld bestätigte später, dass der Clip von dessen Account entfernt worden sei. Eine Sprecherin seines Wahlkampfteams erklärte auf Anfrage, es habe sich nicht um ein Video der Wahlkampagne gehandelt. Es stamme von irgendeinem Account und sei von einem Mitarbeiter, «der das Wort offensichtlich nicht gesehen hat», auf Trumps Account verbreitet worden.

Trump benutzt hasserfüllte und entmenschlichende Sprache

Der Begriff wird oft mit dem «Dritten Reich» der Nazis in Deutschland in Verbindung gebracht – vor allem, wenn das deutsche Wort in einem anderssprachigen Kontext ausgeschrieben wird, wie in diesem Fall. US-Medien zufolge bezieht sich das Wort Reich in dem Video aber vermutlich eher auf die Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871. Demnach soll der Text aus einem Wikipedia-Eintrag zum Ersten Weltkrieg stammen. Das Video sei mit einer vorgefertigten Zeitungsartikel-Maske erstellt worden. Sie ist auch in anderen Clips im Netz verwendet worden. Auch andere Zeitungs-Schlagzeilen in dem auf Trumps Plattform verbreiteten Video nehmen Bezug auf den Ersten Weltkrieg.

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Der Esel und der Elefant, die Parteisymbole der Demokratischen und Republikanischen Partei der Vereinigten Staaten von Amerika. (KEYSTONE/GERHARD RIEZLER)
J. David Ake/AP/dpa

Trump will bei der Präsidentenwahl im November erneut gegen Biden antreten. Im Wahlkampf bedient er sich regelmässig radikaler Rhetorik, benutzt hasserfüllte und entmenschlichende Sprache, tut sich mit rassistischen Aussagen hervor und hetzt gegen Minderheiten. Politische Gegner hat er in der Vergangenheit als «Ungeziefer» verunglimpft. In anderen Wahlkampfauftritten sagte Trump beispielsweise, dass einige Migranten gar keine «Menschen» seien – oder dass Migranten das «Blut unseres Landes vergiften». Bidens Regierung verglich der 77-Jährige mit der Gestapo. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war in den Jahren 1933 bis 1945 die politische Polizei des Nazi-Regimes.

Trump nennt illegale US-Einwanderer erneut «Tiere»

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STORY: Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat Einwanderer, die sich illegal in den USA aufhalten, erneut als «Tiere» bezeichnet. In einer Wahlkampfrede im US-Bundesstaat Michigan sagte Trump: «Die Demokraten sagen: 'Bitte nennen Sie sie nicht Tiere, sie sind Menschen'. Ich sage: 'Nein, das sind keine Menschen, das sind keine Menschen, das sind Tiere.'» Südamerikanische Länder schickten ihre Kriminellen absichtlich in die USA, sagte Trump. Zugleich warnte er vor Gewalt und Chaos in den USA, wenn er die Präsidentschaftswahlen am 5. November nicht gewinnen würde. In einer weiteren Rede im US-Bundesstaat Wisconsin kündigte Trump die «grösste Deportation in der amerikanischen Geschichte an». In seinen Wahlkampfreden sagt Trump häufig ohne Beweise, dass illegale Einwanderer aus den Gefängnissen und «Irrenanstalten» ihrer Heimatländer geflohen seien und die Gewaltkriminalität in den Vereinigten Staaten anheizten. Nach Aussagen von Experten begehen Menschen, die illegal in die USA gekommen sind, nicht häufiger Gewaltverbrechen als gebürtige US-Bürger. Laut einer Ende Februar veröffentlichten Reuters/Ipsos-Umfrage bezeichnen 38 Prozent der befragten republikanischen Wähler und jeder fünfte unabhängige Wähler die Einwanderung als das wichtigste Thema in den USA.

04.04.2024

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