Meyers Liebesklinik Gefühle im Spiel – kann aus der Affäre eine Beziehung werden?

Meinrad (48) führt eine Affäre mit einer zwei Jahre älteren Frau. Nun möchte die Frau die Beziehung in festere Bahnen führen. Doch der blue News-Leser hat bisher nur schlechte Erfahrungen damit gemacht.

Thomas Meyer

5.5.2024

Bruno Bötschi

Lieber Thomas

Ich bin 48 Jahre alt und führe seit drei Monaten eine Affäre mit einer zwei Jahre älteren Frau. Wir gehen ab und zu zusammen essen und geniessen regelmässig heisse Erotik.

Nun möchte die Frau die Beziehung in festere Bahnen führen.

Doch ich bin ein gebranntes Kind. Ich habe in früheren Jahren schon zweimal versucht, eine Affäre in eine Beziehung zu verwandeln. Und bin gescheitert.

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Seither frage ich mich, ob eine «Umwandlung» keine gute Idee ist – oder auf was Mensch dabei besonders achten muss.

Was ist deine Meinung: Kann aus einer heissen Affäre eine richtige Beziehung werden?

Meinrad aus Weggis

Lieber Meinrad

Es wäre interessant, zu erfahren, wie diese Frau dir genau mitgeteilt hat, dass sie die Affäre in eine Beziehung überführen möchte.

Und wie du damals deine eigenen Versuche unternommen hast. Und warum diese gescheitert sind. Und was du darunter verstehst, ein gebranntes Kind zu sein. Denn das sind keine Details, sondern entscheidende Faktoren.

Wenn wir mit jemandem ins Bett gehen, gehen wir nämlich auch mit der Geschichte dieser Person ins Bett – wie auch umgekehrt. Es liegen dann nicht zur zwei Körper auf diesem Möbel, sondern auch lauter Prägungen, Bedürfnisse und Ängste. Das ergibt meist schnell ein grosses Durcheinander.

Zur Person: Thomas Meyer

Schriftsteller, Drehbuchautor – und Coach in Beziehungs- und Liebesfragen: Thomas Meyer, Jahrgang 1974, berät neu die Leser*innen von blue News bei Liebeskummer und Beziehungsproblemen.

Bild: Joan Minder

Der Schlüssel liegt in offener und ehrlicher Kommunikation.

Davon ausgehend, dass deine Geliebte dir tatsächlich gesagt hat, dass sie gern richtig mit dir zusammen wäre, und du das nicht nur in ihr Verhalten interpretierst, hat sie damit ja schon mal den ersten Schritt gemacht.

Und das löst offenbar nun einiges bei dir aus. Darüber solltest du reden. Sicher mit ihr, aber idealerweise auch mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten. (Es ist ironischerweise auch da nicht ganz einfach, das passende Gegenüber zu finden, lohnt sich aber sehr.)

Man lernt einander kennen und findet einander toll

Prinzipiell gibt es keinen Grund, warum aus einer Affäre keine Beziehung werden sollte. Wenn man es genau nimmt, beginnt jede Beziehung, die nicht mit einer Heirat beginnt, als unverbindliche Affäre. Man lernt einander kennen, findet einander toll, fängt was miteinander an – und merkt dann, dass es richtig gut passt. Oder doch nicht.

Wir kommen nicht darum herum, es auszuprobieren. Es gibt keine Garantie. Dass du nach zwei schmerzhaften Erfahrungen gern eine hättest, ist verständlich, aber du wirst keine finden. Du kannst jedoch in dir die Gewissheit finden, dass du dich diesem Menschen hingeben magst, und das genügt vollkommen.

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Am besten erstellt ihr beide je eine Liste mit den Dingen, die ihr in einer Beziehung unbedingt braucht, und Dingen, die ihr keinesfalls akzeptieren könnt.

Eine Liste mit Beziehungsbedingungen also (ja, das darf man, muss man sogar). Und dann tauscht ihr die Papiere aus. So seht ihr sehr schnell, ob genügend Deckungsgleichheit gegeben ist für eine langfristige Partnerschaft.

Darauf solltet ihr achten: auf eine gemeinsame Basis, die über körperliche Anziehung hinausgeht. Diese sollte nicht blind vorausgesetzt werden nach dem Motto «Es kommt dann schon gut».

Sie muss im Gegenteil ermittelt werden – und wenn ihr seht, dass sie nicht vorhanden ist, solltet ihr einander für passendere Menschen freigeben.

Thomas Meyer

* Name der Redaktion bekannt.

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