«Ist das peinlich, Bayern» So reagieren die Medien auf Rangnicks Absage – und das steckt wirklich dahinter

Jan Arnet

2.5.2024

Ralf Rangnick bleibt Trainer der österreichischen Nationalmannschaft.
Ralf Rangnick bleibt Trainer der österreichischen Nationalmannschaft.
Keystone

Es schien schon fast beschlossene Sache, doch nun macht Ralf Rangnick einen Rückzieher und verzichtet auf den Job als Bayern-Trainer. Die Österreicher freut's, die deutschen Medien blicken kritisch nach München.

Jan Arnet

2.5.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Viel sprach dafür, dass Ralf Rangnick Thomas Tuchels Nachfolger bei Bayern München wird. Doch nun gibt der 65-Jährige den Bayern doch noch einen Korb.
  • Rangnicks Absage soll mehrere Gründe haben. Deutschen Medien berichten zufolge will der Nationaltrainer Österreichs nicht riskieren, dass die Leistungen seines Teams während der EM unter der Entscheidung pro Bayern leiden könnten.
  • In Deutschland gibt's nach der nächsten Trainerabfuhr Hohn und Spott für die Bayern. In Österreich ist die Euphorie nach dem Rangnick-Verbleib gross.

Ralf Rangnick hat keine Lust darauf, Bayern-Trainer zu werden. blue Sport hat es schon am Donnerstagmorgen erfahren, der ÖFB teilt um Punkt 10 Uhr offiziell mit, dass Rangnick über die EM hinaus Trainer der österreichischen Nationalmannschaft bleibt.

Dabei hiess es wenige Stunden davor noch, Rangnick habe grosses Interesse, Nachfolger von Thomas Tuchel zu werden. Und die Bayern verkündeten rund ums Spiel gegen Real Madrid schon, dass nur noch Details zu klären sind. Nun gibt Rangnick den Bayern doch einen Korb.

Weshalb? «Ich bin mit vollem Herzen österreichischer Teamchef. Diese Aufgabe macht mir unglaublich viel Freude und ich bin fest entschlossen, unseren eingeschlagenen Weg erfolgreich weiterzugehen», sagt Rangnick in der Mitteilung des ÖFB. «Ich möchte ausdrücklich betonen, dass das keine Absage an den FC Bayern ist, sondern eine Entscheidung für meine Mannschaft und unsere gemeinsamen Ziele.»

Die Gründe für Rangnicks Absage

Was scheinbar dazu kommt: Rangnick soll die Gefahr gesehen haben, dass die Europameisterschaft im Juni unter seiner Entscheidung pro Bayern leiden könnte, schreibt der «Kicker». «Beim FCB hätte Rangnick ein Vielfaches verdienen können, hätte das Champions-League-Finale in München vor Augen gehabt. Doch er wollte nicht ins Tagesgeschäft zurückkehren, wollte nichts verändern», ist im Fachmagazin zu lesen. Die ÖFB-Verantwortliche und vor allem Spieler hätten ihn mit Zuneigung überschüttet und ihn gebeten, in Österreich zu bleiben.

Die «Bild» schreibt: «Rangnick wollte sein aktuelles Leben nicht komplett umstellen. Dazu gehört, dass er nicht jetzt schon zwei Jobs machen wollte, wie den Bayern-Kader zu planen, während er mit Österreich die EM absolviert.» Ausserdem sei es in seiner aktuellen Lebensphase für ihn nicht vorstellbar gewesen, wieder einen Spitzenverein zu trainieren. Vor seinem Amtsantritt beim ÖFB war Rangnick bei Manchester United engagiert.

«Trainersuche wird zur Komödie»

«Gott, ist das peinlich, Bayern!», titelt die «Bild» in einem Kommentar. Darin heisst es: «Der ruhmreiche FC Bayern wird von einem Trainer-Beben erschüttert, wie er es in seiner Geschichte noch nie erlebt hat.» Von der Kandidatenliste der Tuchel-Nachfolger mussten schon Xabi Alonso (bleibt in Leverkusen), Julian Nagelsmann (bleibt Bundestrainer), Unai Emery (bleibt bei Aston Villa) gestrichen werden.

Jetzt kommt auch noch auch Ralf Rangnick hinzu. «Alle bleiben lieber bei ihren Vereinen bzw. Nationalteams, als zum FC Bayern zu gehen! Was für krachende Ohrfeigen für den Rekordmeister!», schreibt die «Bild». Spott gibt's auch von der «Süddeutschen Zeitung». «Die Frage der Nation wird zum Gespött der Nation», titelt das Blatt. «Der FC Bayern erhält mit der Absage von Ralf Rangnick den dritten Korb eines Wunschkandidaten. Dass die Trainersuche zur Komödie wird, hat der Verein selbst zu verantworten.»

Euphorie in Österreich: «Die Fussball-Sensation ist perfekt»

Ganz anders ist die Gefühlslage in Österreich. Da ist die Freude über Rangnicks Verbleib riesig, wie ein Blick auf die österreichische Presse zeigt.

«Der Standard»: Ralf Rangnick hat den Avancen des FC Bayern München standgehalten und bleibt ÖFB-Teamchef. (...). Die bayrische Trainersuche wird nun zunehmend schmerzhaft, schon Wunschkandidat Xabi Alonso hatte dem deutschen Rekordmeister für die Nachfolge von Thomas Tuchel abgesagt.»

«Kronen-Zeitung»: «JAAA! Ralf Rangnick bleibt unserem ÖFB-Team treu.»

«Salzburger Nachrichten»: «Eigentlich schien der Wechsel von ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick zum deutschen Rekordmeister Bayern München so gut wie sicher, am Mittwochabend folgte aber die Kehrtwende. (...) Somit ist das Zittern um den Teamchef beendet und der volle Fokus kann nun endgültig auf die EM in Deutschland gerichtet werden.»

«Heute»: Die Fussball-Sensation ist perfekt. Ralf Rangnick bleibt ÖFB-Teamchef, der Deutsche hat Bayern München einen Korb gegeben. Die Bayern müssen sich hingegen nun anderweitig nach einem Trainer umsehen...»

«Kleine Zeitung»: «Es ist die Überraschung schlechthin: Ralf Rangnick hat dem FC Bayern abgesagt und bleibt Teamchef des österreichischen Nationalteams. Der FC Bayern München ist weiter auf Trainersuche und der ÖFB seine Sorgen los.»

«Österreich»: «Der Arbeitgeber von ÖFB-Ass Konrad Laimer muss sich nach Absagen der Wunschtrainer Xabi Alonso, Julian Nagelsmann und nun Rangnick als Nachfolger des scheidenden Thomas Tuchel im Sommer also eine neue Variante aus dem Hut zaubern.»

«Kurier»: «Wenn das nicht ein Fussball-Märchen ist, was dann? Die Europameisterschaft kann jedenfalls kommen.»