Sehenswert Herrlich verpfuschte Kunstwerke

gbi

27.6.2020

Ob Farbkomposition, Perspektive oder Ästhetik: Manche Kunstwerke sind derart missraten, dass man sie gesehen haben muss. Genau diesem Auftrag widmet sich das Museum Of Bad Art. 

Kunstfreunde mussten diese Woche wohl leer schlucken, als sie von einem schier unfassbaren Pfusch im spanischen Valencia erfuhren. Dort durfte ein angeblicher Restaurator Hand an ein wertvolles Marienbildnis legen – und verunstaltete das Werk des Malers Bartolomé Esteban Murillo (1618–1682) bis zur Unkenntlichkeit, wie Vorher/Nachher-Bilder zeigen.

Obwohl – nicht alle Kunstfreunde dürften schockiert gewesen sein. Im US-Bundesstaat Massachusetts gibt es sogar ein eigenes Museum für schlechte Kunst: das 1994 gegründete Museum Of Bad Art. Es rühmt sich, das weltweit einzige Museum zu sein, das sich «dem Sammeln, der Erhaltung, Ausstellung und Würdigung schlechter Kunst in all ihren Formen» widme.

Die privat geführte Galerie hat mehrfach den Standort gewechselt und war zuletzt in einem Theater in Somerville untergebracht. Derzeit ist ein Besuch vor Ort aber nicht möglich, wie der Kurator Michael Frank auf Anfrage von «Bluewin» erläutert. «Wir hoffen, an einem neuen Standort öffnen zu können, doch es ist noch nichts spruchreif.»

Genau für solche Situationen ist das Internet erfunden worden. Auf der Website des Museums kann man sich durch die Sammlung klicken – auf dem offiziellen Youtube-Kanal gibt es sogar launige Präsentationen des Kurators (auf Englisch). Eine kleine Auswahl an Kunstwerken haben wir zudem in der Bildergalerie oben zusammengestellt. 

Erinnerungen an das Jesus-Fresko

Vielleicht sollte das Museum Of Bad Art auch über eine Niederlassung in Spanien nachdenken. Immerhin treiben dort so einige richtig talentlose Pinselschwinger ihr Unwesen. Die eingangs erwähnte Verhunzung in Valencia weckt Erinnerungen an einen Fall, der 2012 für immenses Aufsehen gesorgt hatte.

Eine betagte Dame wollte damals das Fresko «Ecce Homo» in der Kirche von Borja aufpolieren – und erlangte mit ihrer kolossalen Fehlleistung Weltruhm. Jesus erinnert seit ihrer «Arbeit» stark an einen Affen. Immerhin bescherte das verunstaltete Wandgemälde dem Dörfchen einen wohltuenden Touristenstrom.

Das ursprüngliche Wandgemälde (links) erhielt ein mehr als fragwürdiges Update.
Das ursprüngliche Wandgemälde (links) erhielt ein mehr als fragwürdiges Update.
Bild: Keystone
Zurück zur Startseite