Patrizias Laeris Partner starb daran Das Glioblastom ist der häufigste bösartige Hirntumor – das musst du darüber wissen

Stefan Michel

17.5.2024

Ein Glioblastom, links vor und rechts nach der chirurgischen Entfernung. Unter den Hirntumoren ist das Glioblastom einer der gefährlichsten.
Ein Glioblastom, links vor und rechts nach der chirurgischen Entfernung. Unter den Hirntumoren ist das Glioblastom einer der gefährlichsten.
Wikipedia / Ars Neurochirurgica

Patrizia Laeris Partner ist vor kurzem an einem Glioblastom gestorben, ebenso die Mutter von blue News Leser M. K.: Was macht diese Art eines Hirntumors so gefährlich? blue News trägt die Fakten zusammen.

Stefan Michel

17.5.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein Glioblastom ist ein bösartiger Hirntumor, der oft zum Tod führt.
  • Die Krebszellen befallen das Stützgewebe des Gehirns und lassen sich schlecht chirurgisch entfernen und präzis bestrahlen.
  • Es beginnt mit Beeinträchtigungen des Denkens, der Wahrnehmung und Koordination. Bei M. K.s Mutter dauerte es von der Diagnose bis zum Tod trotz Behandlung nur vier Monate.

Patrizia Laeris Partner ist vor kurzem an einem Glioblastom gestorben. Vier Monate hätten ihm die Ärzte bei der Diagnose gegeben, 13 Monate habe er sich erkämpft, schrieb die Medien-Unternehmerin in einem bewegenden Post.

Die Nachricht wühlt die Menschen in der Schweiz auf. Das trifft besonders auf blue News Leser M.K.* zu: Seine Mutter ist an derselben Erkrankung gestorben. «Die Diagnose Hirntumor war schon mal ein Riesenschock für uns», erinnert er sich, «auch über drei Jahre danach denke ich jeden Tag an sie».

Was ist ein Glioblastom, was macht es so gefährlich? Diese zwei Fragen lassen sich vereinfacht in einem Satz beantworten: Ein Glioblastom ist ein bösartiger Hirntumor und diese sind oft lebensbedrohlich. 

Schwer zu behandeln

Die Krebszellen befallen das Stützgewebe des Gehirns – die Gliazellen. Die Gefährlichkeit der Erkrankung besteht darin, dass sie sich schlecht behandeln lässt. Dies, weil die Umgebung, in der sich der Tumor befindet, sensibel und lebenswichtig ist.

Die Behandlung der Krankheit kann die gleichen Folgen haben wie die Krankheit selber, nämlich die dauerhafte Beeinträchtigung wichtiger Hirnfunktionen. Zudem wachsen Glioblastome «diffus», wie das deutsche Krebsforschungszentrum erklärt. Es ist nicht klar, wo der Tumor endet und wo das gesunde Gewebe beginnt. Deshalb sei es unmöglich, sie vollständig zu entfernen und präzise zu bestrahlen.

Die Anzeichen für ein Glioblastom sind allgemein gesprochen Beeinträchtigungen des Denkens, des Bewusstseins und der Wahrnehmung. Das Universitätsspital Zürich USZ listet auf seiner Website unter anderem Vergesslichkeit, Konzentrationsschwächen, Lähmungen, Sprach-, Seh-, Schluck-, Bewegungs- und Koordinationsstörungen auf. «Vor allem bei Erwachsenen ist ein erstmals auftretender epileptischer Anfall ein Alarmzeichen», schreibt das USZ.

M. K. beschreibt das Auftreten der Symptome bei seiner Mutter als schleichend. «Meiner Schwester fiel auf, dass unsere Mutter immer seltsamer sprach – mit einem Singsang in der Stimme, der einfach nicht zu ihr passte.»

Vier Monate von der Diagnose bis zum Tod

Diagnostiziert wird ein Glioblastom mit einem MRI des Gehirns. Darin erkennen Fachpersonen dank eines Kontrastmittels den Tumor als ungleichmässigen Ring, darin ein dunkleres Areal, in dem die Zellen abgestorben sind. 

Bei K.s  Mutter stand ein Hirntumor und deshalb ein MRI nach den ersten Untersuchungen nicht im Vordergrund. Erst auf Drängen der Familie untersuchten die Ärzte das Gehirn der damals 72-Jährigen. Vom ersten Befund bis zur definitiven Diagnose vergingen nochmals mehrere Wochen.

Für die Bestätigung der Diagnose braucht es einen chirurgischen Eingriff. Dieser ist auch der erste Schritt der Therapie. Die Ärzt*innen versuchen, einen möglichst grossen Teil des Tumors zu entfernen. Dabei nehmen sie auch eine Biopsie vor, die zeigt, um welche Art von Tumor es sich handelt. 

«Als wir erfuhren, dass ein Glioblastom eine besonders bösartige Form von Gehirntumor ist und unsere Mutter noch etwa sechs Monate habe, brach für uns die gesamte Welt zusammen», beschreibt M. K. diesen Moment.

Handystrahlung ist wohl nicht schuld daran

Auf die Operation folgen Bestrahlung und Chemotherapie, die gleichzeitig stattfinden. Auch K.s Mutter nahm den Kampf mit dem Krebs auf und liess Bestrahlungen und Chemotherapie über sich ergehen. Trotzdem verschlechterte sich ihr Zustand zusehends und immer schneller: «Es begann mit einem eingeschränkten Sichtfeld und endete im Rollstuhl: Viereinhalb Monate später war unsere Mutter tot.»

Das ist leider kein Einzelfall. Das Inselspital schreibt: «Die Prognose bei einem Glioblastom ist ungünstig, daher stehen vor allem die Verbesserung der Lebensqualität und die Maximierung der Überlebenszeit der Patienten im Vordergrund.» Das deutsche Krebsforschungszentrum schreibt, es überlebten «deutlich weniger als zehn Prozent der Glioblastompatienten die ersten fünf Jahre nach der Diagnose.» Dennoch nennen Fachpublikationen Menschen, denen ein Glioblastom entfernt wurde, die danach viele Jahre beschwerdefrei gelebt hätten.

Glioblastome treten am häufigsten bei Menschen zwischen 50 und 60 Jahren auf, Männer sind öfter betroffen als Frauen, schreibt das USZ. In der Schweiz erkranken jährlich drei von 100'000 Menschen an einem Glioblastom.

Die Ursachen des Glioblastoms sind unbekannt. Der einzige bestätigte Risikofaktor sei eine vorangegangene Bestrahlung des Kopfes, schreibt das Inselspital Bern im Einklang mit anderen medizinischen Publikationen. Ebenfalls einig sind sich die Fachleute, dass es bislang keine Hinweise dafür gebe, dass Handystrahlung Hirntumoren verursache.

* Name der Redaktion bekannt.


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