«Lords of the Fallen»Ein himmlisches Spiel mit höllischem Frust-Potenzial
Von Martin Abgottspon
21.10.2023
«Lords of the Fallen» ist hart, richtig hart. So wie man sich das von Soulslike-Spielen gewohnt ist. Das Game wagt aber auch eine grosse Neuerung, die viel Potenzial für das ganze Genre mitbringt.
Von Martin Abgottspon
21.10.2023, 12:33
Martin Abgottspon
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
«Lords of the Fallen» ist ein knüppelhartes soulslike Spiel, das viel Frustresistenz erfordert.
Es bietet eine innovative Genre-Neuerung: Eine Parallelwelt namens «Umbral».
Trotz seiner Genialität und Einzigartigkeit hat das Spiel auch Mängel, wie eine sehr lineare Spielstruktur und ein unüberspringbares Tutorial.
«Soulslikes» – der Spielplatz für Masochisten und diejenigen, die das bittersüsse Aroma des Triumphes kennen, wenn man den Boss dann doch nach dem gefühlt 100. Versuch endlich besiegt hat. «Lords of the Fallen» pflanzt seine Flagge selbstbewusst in dieses Terrain und überrascht mit mehr als nur ein paar Zaubertricks aus der Lampe.
Bleiben wir gleich bei dieser mysteriösen Lampe und einer Genre-Neuerung, die wirklich extrem viel Potenzial mitbringt. Mit dieser kann man nämlich in eine schaurig-schöne Welt eintauchen, in welcher der Tod nicht das Ende bedeutet, sondern lediglich einen Wechsel der Perspektive. Neue Pfade öffnen sich, plötzlich sind da Leitern, wo vorher kein Durchkommen war. Spätestens hier geht es ums nackte Überleben, indem man sich den Untoten mit roher Aggression entgegenstellt. Ein Konzept, das so erfrischend ist wie ein Sprung in einen eiskalten See nach einer Sauna.
In dieser Parallelwelt, dem sogenannten Umbral wird es aber keinesfalls einfacher, im Gegenteil. Es stellen sich einem noch mehr Gegner in den Weg und immer wieder tauchen neue aus dem Nichts auf. Je länger man sich im Umbral aufhält, desto härter wird es. Wieso man sich die ohnehin schon fordernde Spielwelt noch schwieriger machen soll? Weil es immer wieder gar keinen anderen Weg gibt, um weiterzukommen.
Solides Soulslike in einer wunderschönen Welt
Es braucht Mut für eine solche Neuerung in einem solch etablierten Genre. Grosser Respekt dafür an die Entwickler von Hexworks. Ebenfalls für ihre gesamte geschaffene Welt von Mournstead. Dank der Power von Unreal Engine 5 fühlt es sich an, als würde man durch ein lebendiges Kunstwerk spazieren.
Ansonsten vertraut man auf die übliche Charakterentwicklung, wie man sie von anderen soulslike Spielen kennt. Man levelt seinen Charakter hoch und versucht sich mit besserer Ausrüstung und Waffen gegen die Horden von Gegnern zur Wehr zu setzen. Dabei werden Spieler auch nicht gross an die Hand genommen. Doch wer sich auf ein Game wie «Lords of the Fallen» einlässt, weiss im Normalfall auch, dass er mit dem Tutorial nicht sonderlich weit kommt und in den meisten Fällen auch ein paar zusätzliche Internet-Recherchen notwendig sind.
Auch dann hat man noch genug von diesen Momenten, in denen man sich wünscht, seine Konsole (oder den PC) aus dem Fenster zu werfen. Ein Bossgegner, der sich anfühlt, als ob man mit einem Gummiband gegen eine Panzermauer schlägt. Aber genau deswegen, spielt man es ja auch.
Gefangen in der Linearität
Bei all den Lobeshymnen gibt es aber auch ein paar Stolpersteine auf dem Abenteuerpfad durch Mournstead. Warum einen das Spiel an ein unüberspringbares Tutorial festnagelt, ist beispielsweise mehr als fragwürdig. Und auch wenn man sich nach der Einleitung endlich frei zu fühlen glaubt, wird man schnell von den unsichtbaren Ketten der Linearität eingefangen. Das Entdecken und Erkunden, das bei Souls-Spielen oft zum Kern des Vergnügens gehört, wird hier arg beschnitten. Umso mehr, weil die zwei Dimensionen das Herumstreifen ohnehin schon stark genug verkomplizieren.
Alles in allem ist «Lords of the Fallen» wie ein exzentrischer Künstler. Manchmal genial, manchmal zum Haare raufen, aber immer faszinierend. In einem Meer von Soulslike-Klonen ist es ein schillernder Fisch, der es wagt, gegen den Strom zu schwimmen.
Für alle, die den Adrenalinkick suchen und bereit sind, den ein oder anderen Wutanfall zu riskieren. Ein mutiger, aber nicht fehlerfreier Sprung in die Soulslike-Tiefen.