Neue Hoffnung für Patienten Zürcher Forschende finden wohl Ursache für Long-Covid

sda/tgab

18.1.2024 - 21:13

Die Long-Covid-Patient*innen der Studie zeigten erhöhte Blutwerte für Schäden an roten Blutkörperchen, Blutplättchen und Blutgefässen. (Symbolbild)
Die Long-Covid-Patient*innen der Studie zeigten erhöhte Blutwerte für Schäden an roten Blutkörperchen, Blutplättchen und Blutgefässen. (Symbolbild)
imago images/Science Photo Library

Ein Zürcher Forschungsteam hat in den Blut-Proteinen von Long-Covid-Betroffenen ein Muster identifiziert. Dies könnte dabei helfen, Long-Covid besser zu diagnostizieren und allenfalls auch gezielter zu behandeln.

18.1.2024 - 21:13

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Zürcher Forschende haben im Blut von Long-Covid-Betroffenen ein Muster entdeckt, mit dem sie aktives Long-Covid identifizieren können.
  • Mit einem vereinfachten Test-Verfahren für den Einsatz im Spital liesse sich Long-Covid künftig besser diagnostizieren.
  • Auf Basis der Erkenntnisse könnte sogar eine Behandlung von Long-Covid entwickelt werden, so die Hoffnung der Forschenden.

Auf der Suche nach Diagnose-Ansätzen von Long-Covid haben Forschende der Universität und des Universitätsspitals Zürich ein spezielles Muster im Blut von Long-Covid-Betroffenen entdeckt.

Für die Studie haben die Wissenschftler über 6500 Proteine im Blutserum von 113 Corona-Infizierten und 39 gesunden Personen untersucht. Bei den Infizierten, von denen 40 Long-Covid entwickelten, untersuchten sie das Blutmuster nach sechs und zwölf Monaten erneut.

Sie fanden in deren Blutserum ein bestimmtes Muster in Proteinen, die mit dem angeborenen Immunsystems zusammenhängen. Dieses hilft normalerweise dabei, Infektionen zu bekämpfen und beschädigte und infizierte Körperzellen zu entfernen. «Bei den Patientinnen und Patienten mit Long-Covid kehrt ein bestimmter Teil des Immunsystems nicht wieder in den Ruhezustand zurück», erklärte Studienleiter Onur Boyman, Direktor der Klinik für Immunologie am Universitätsspital Zürich.

Zudem zeigten die Long-Covid-Patientinnen und -Patienten erhöhte Blutwerte für Schäden an verschiedenen Körperzellen, einschliesslich roter Blutkörperchen, Blutplättchen und Blutgefässen. Bleibe das Immunsystem aktiviert, gehe es auf gesunde Zellen in verschiedenen Organen los und schädige oder zerstöre sie, so der Immunologe. «Mit dieser Erkenntnis haben wir ein weitere Puzzleteil zu Long-Covid gefunden, das auch erklärt, warum diese Erkrankung zu so vielfältigen Symptomen führen kann», sagte Boyman.

Verfahren für Spitalalltag noch zu komplex

Die neuen Erkenntnisse könnten laut dem Immunologen aber nicht nur zum besseren Verständnis der Krankheit beitragen. Die Forschenden konnten aktives Long-Covid anhand des Proteinmusters im Blut entdecken. Dies könnte man sich laut Boyman für die Diagnose von Long-Covid zu Nutze machen.

Allerdings nutzten die Forschenden für die Entdeckung der Blutmarker ein komplexes Verfahren, das laut Boyman zur Anwendung im Spitalalltag nicht gebraucht werden kann. Ein solcher Test wäre aber gemäss dem Immunologen äusserst nützlich, etwa um Long-Covid von anderen Erkrankungen, die zu ähnlichen Symptomen führen, zu unterscheiden.

Ausserdem könnte man laut dem Studienleiter allenfalls auf Basis der Erkenntnisse eine Behandlung von Long-Covid entwickeln. Einige an der Studie nicht beteiligte Forscherinnen und Forscher warnen aber vor voreiligen Schlüssen. Es sei noch zu früh, direkte therapeutische Konzepte aus den neuen Erkenntnissen abzuleiten oder gar direkt in Therapiestudien einzusteigen, sagte etwa Gabor Petzold vom Universitätsklinikum Bonn gegenüber dem Science Media Center.

Es müssten zunächst weitere Studien unternommen werden, um die hier gewonnenen Erkenntnisse in grösseren Patientengruppen zu untersuchen, die dann auch die ausgeprägte Unterschiedlichkeit von Long-Covid abbildeten, so Petzold.

Die zugehörige Studie wurde am Donnerstag in der Fachzeitschrift «Science» veröffentlicht.

sda/tgab