22 Sonntags-Fragen Simone Meier: «Mir hatte der immer zu viele Haare auf der Brust»

Von Bruno Bötschi

14.2.2021

Simone Meiers neuen Roman «Reiz» gibt es ab nächstem Dienstag im Buchhandel zu kaufen.
Simone Meiers neuen Roman «Reiz» gibt es ab nächstem Dienstag im Buchhandel zu kaufen.
Bild: zVg

Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten? Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel? Heute stellen wir unsere Fragen Schriftstellerin Simone Meier.

Jeden Samstag stellt «blue News» einem bekannten Menschen aus Kultur, Sport, Wirtschaft und Politik 22 Fragen, um zu erfahren, was sie oder er am Wochenende tut oder lässt – und was der schönste Moment in den vergangenen sieben Tagen war.

Heutiger Gast ist Schriftstellerin und Kulturredaktorin Simone Meier. Ihr neuer Roman «Reiz» erscheint am 16. Februar im Verlag Kein & Aber. Meiers frühere Romane «Kuss» (2017) und «Fleisch» (2019) sind weiterhin erhältlich.

1. Simone Meier, was bedeutet Wochenende für Sie – in einem Wort?

Wäschewaschen.

2. Was war der schönste Moment in den vergangenen Wochen?

Ich bin im Park vor unserem Haus Roger Federer begegnet. Ach nein, stimmt nicht, das war im letzten Sommer. Aber da stimmte es!

3. Wenn Sie Macht hätten, zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen, gegen den Widerspruch der Mehrheit?

Nein. Ich müsste mindestens einmal darüber schlafen. Recht haben ist nicht mein Naturell.

4. Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel?

Von mir? Wahnsinnig langweilige Dinge. Alles Interessante kommt von meinem Liebesleben. Ich kann zwar Bücher schreiben, aber ich kann mir keine Mahlzeiten ausdenken, da bin ich überfordert. Ich kann bloss Fleisch und Hitze erfolgreich aufeinander loslassen. Und Wäsche waschen. Mein wertvollster Tipp: Wascht Wollpullis mit Shampoo! Es gibt nichts Schonenderes, schliesslich handelt es sich bei Wolle auch um Haare.

5. Bei welcher Modedesignerin, bei welchem Modedesigner lassen Sie Ihr Geld?

Ich habe schon sehr viel Geld bei Stefi Talman für Stiefel und Andrea Hinnen für Röcke liegen lassen. Es tat im Moment auch sehr weh, hat sich aber absolut gelohnt.

6. Mit wem würden Sie gern einmal zu Abend essen? Die Person darf auch bereits tot sein.

Von den Toten wäre das H.R. Giger. Der sanfteste, freundlichste, reizendste Mensch, den man sich vorstellen kann, überhaupt nicht realitätstauglich, lichtscheu und mit einem höchst melancholischen Kern. Von den Lebenden dürfte es gern Madonna sein. Oder Stephen King. Oder die Queen.

7. Wer ist der beste James-Bond-Darsteller? Und warum?

Für mich? Daniel Craig. Ich finde ihn heiss. Also auf der Leinwand, in Realität ist er ziemlich klein, da leidet er etwas unter dem Tom-Cruise-Syndrom. Die meisten sagen ja Sean Connery, aber mir hatte der immer zu viele Haare auf der Brust.

8. Welche TV-Serie schauen Sie gerade?

«Liebe und Anarchie», «Bridgerton», «Westworld 3», «Wilder 3», «Charité 3», «Fargo 4», «Tiny Pretty Things», «The Serpent» ... Junkie-Verhalten halt.

«Wascht Wollpullis mit Shampoo! Es gibt nichts Schonenderes, schliesslich handelt es sich bei Wolle auch um Haare»: Simone Meier
«Wascht Wollpullis mit Shampoo! Es gibt nichts Schonenderes, schliesslich handelt es sich bei Wolle auch um Haare»: Simone Meier
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9. Welches Konzert haben Sie zuletzt besucht?

Das ist lange her! Es war entweder Beyoncé im Letzigrund oder Tocotronic im X-tra. Beyoncé war schon fast heilig, die Tocos berauschten mit unglaublichen drei Zugabeblöcken. Irgendwann kommt das alles zurück ...

10. Bei welchem Song lassen Sie sofort alles stehen und liegen und stürmen die Tanzfläche?

Wann war die letzte Party? Vor gefühlten 500 Jahren? Ich kann mich erinnern, dass ich in einem anderen Leben immer gern zu Madonna, Blondie, Gwen Stefani oder Abba getanzt habe … Und zu Kylie Minogue natürlich!

11. Wie lange bleiben Sie am Sonntag im Bett, nachdem Sie aufgewacht sind?

Zwischen fünf und 55 Minuten. Ha, ha, das ist ja voll die Homestory!

12. Frühstück im Bett – ja oder nein?

Nein.

13. Wann sind Sie zuletzt in ein Gotteshaus gegangen?

Ich würde gern sagen, zu einer Hochzeit, aber es war eine Beerdigung und sehr traurig.

14. Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten?

Mein Lieblingsmöbel, den Fernseher.



15. Gibt es ein Ritual, das Sie jeden Sonntag pflegen?

Unsere Sonntage schmiegen sich in eine Umarmung aus Reeto von Guntens Morgenmusik-Sendung auf SRF3 und dem «Tatort» am Abend. Dazwischen irren wir unglücklich und orientierungslos durch einen ansonsten sinnlosen Tag ...

16. Freiburger Fondue Moitié-Moitié oder Tessiner Risotto?

Fondue.

17. Das beste Fortbewegungsmittel, das Sie je besessen haben?

Mein Liebesleben hatte mir mal ein Secondhand-Velo geschenkt, mit einem Extragang für steile Hänge. Es war hübsch, es war fantastisch, und es wurde mir nach einem Monat geklaut.

18. Locarno oder Lugano?

In Lugano gibt es dieses crazy Hotel mit einem Nachtclub, das einem Typen gehört, der sich einen Adelstitel gekauft hat. Im Frühstückssaal spielt ein Pianist, und es ist auf hervorragende Weise heruntergekommen und verrucht. Amerikanische Touristen sind immer völlig entsetzt. Aber mein Herz gehört der Ecke Locarno-Ascona. Da sind wir mindestens zweimal im Jahr, gern auch wochenlang, da kennen uns die Wirte und wissen, welche Weine wir trinken, und es gibt keinen schöneren See als den Lago Maggiore. Ich bin mir sicher, dass er eine Seele hat. Vielleicht kommt Seele ja von See?

19. Wenn Sie das Wort Romandie hören: An was denken Sie?

Ich bin in der Romandie gezeugt und geboren worden. Angeblich in einem Schneesturm, der fast die Fahrt ins Spital verhindert hat. Leider sind meine Eltern wenige Monate später in den Aargau gezogen, es hat sich also nicht nachhaltig auf meine Französisch-Kenntnisse ausgewirkt. Ich finde die Weissweine aus dem Lavaux fein, ein lieber Freund lebt in Genf, und Fribourg halte ich für die schönste Altstadt der Schweiz. Einen Teil unserer coronabedingten Schweizferien verbrachten wir letztes Jahr am Neuenburger See in einem Fischerhäuschen direkt am Wasser, es war betörend, und bei schönem Wetter blickten wir direkt auf zwei von diesen drei berühmten Bergen. Eiger, Mönch und Jungfrau. Ich konnte mir aber nicht merken, auf welche zwei.

20. Was tun Sie am Wochenende zu wenig?

Sogenannt ausspannen. Das Wochenende gehört meiner Zweitarbeit, dem Romanschreiben. Von Montag bis Donnerstag schreibe ich Artikel für watson.ch, von Freitag bis Sonntag Bücher. Seit Corona beides mehr oder weniger am selben Schreibtisch. Er stand bis vor 30 Jahren in einer Beiz und hat dort viel erlebt. Ich frag mich oft, wie viele Stangen, Cordons bleus und Coupes Dänemark an ihm verzehrt wurden.

21. Welches hartnäckige Gerücht über Sie ist schlichtweg nicht wahr?

You tell me! Ich wäre echt gebauchpinselt, wenn es Gerüchte über mich gäbe und dann auch noch hartnäckige.

22. Ihr Lieblingswitz?

Den hat mir meine Gotte erzählt. Sie war Arzthelferin. Mehr sag ich nicht, das letzte Mal, als ich ihn irgendwo erzählte, war danach eine ganze medizinische Berufsgruppe beleidigt. Das möchte ich nicht noch einmal anrichten. Ich verehre unser Gesundheitspersonal gerade sehr.

Simone Meier füllte den Fragebogen schriftlich aus.


Bibliografie: Reiz, Simone Meier, Kein & Aber, 256 Seiten, 28 Fr.

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