«Grossstadtrevier»«Um 18.47 ist der Ehrenkommissar Jan Fedder tot gefunden worden»
dpa/phi
31.12.2019
Als Polizist im Hamburger «Grossstadtrevier» oder Bauer auf dem platten Land von «Büttenwarder» ist Jan Fedder dem TV-Publikum ans Herz gewachsen. Nun ist er gestorben – kurz vor seinem 65. Geburtstag.
Tschüss, Jan Fedder! Die Fernsehwelt trauert um einen waschechten «Hamburger Jung»: Der Schauspieler ist im Alter von 64 Jahren in Hamburg gestorben – wenige Wochen vor seinem 65. Geburtstag.
«Um 18.47 ist der Hamburger Ehrenkommissar Jan Fedder tot in seiner Wohnung gefunden worden», teilte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur am Montagabend mit. Fedder war 2012 an Krebs erkrankt, hatte seit Jahren immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
Vor allem die Vorabendserie «Grossstadtrevier» hatte ihn bekannt gemacht: Seit 28 Jahren spielte er in dem ARD-Dauerbrenner den Hamburger Polizisten Dirk Matthies. Auch für vier Siegfried-Lenz-Verfilmungen stand er vor der Kamera – für seine Darstellung des arbeitslosen Schiffsingenieurs in «Der Mann im Strom» erhielt er 2006 den Deutschen Fernsehpreis.
Landvolk – auf Norddeutsch
Die erste grosse Rolle hatte Fedder auf der Leinwand: In Wolfgang Petersens Klassiker «Das Boot» (1981) war er Bootsmaat Pilgrim. Ausflüge ins Kino unternahm der Schauspieler später selten – das Fernsehen wurde zu seinem Metier. In Hunderten Produktionen wirkte Fedder mit und machte mit unverwechselbarer Stimme und Akzent norddeutsche Charaktere zu seinem Markenzeichen.
Die NDR-Serie «Neues aus Büttenwarder» mit Fedder als Bauer Brakelmann und Peter Heinrich Brix als dessen Kumpel «Adsche» ist vor allem im Norden Kult. Der auf St. Pauli aufgewachsene Sohn eines Kneipenbesitzers galt als Volksschauspieler – und das «mit Fug und Recht», wie Fedder selbst einmal sagte.
Vom Drehen konnten ihn nur krankheitsbedingte Zwangspausen in den vergangenen Jahren abhalten, als er zwischenzeitlich selbst im «Grossstadtrevier» aussetzen musste: 2012 wegen einer Krebstherapie, danach wegen einer Blutvergiftung.
«Ich bin ein altes Zirkuspferd»
Wegen eines Mundhöhlen-Karzinoms hatte er 30 Bestrahlungen. «Das war die schlimmste Zeit meines Lebens, weil ich überhaupt keine Kraft mehr hatte. Ich konnte nicht einmal mehr den Telefonhörer abnehmen», sagte Fedder im Sommer 2018 in einem Interview.
Die Erkrankungen hätten ihn «fast» aus dem Leben geworfen. Er habe dann auch mal «so andere Gedanken» gehabt und zumindest in Erwägung gezogen, «ob man schon mal beendet». Die Liebe zu seiner Ehefrau Marion und die Verantwortung gegenüber dem Publikum liessen ihn durchhalten.
Fedder kehrte immer wieder zurück vor die Kamera. «Ich bin ein altes Zirkuspferd», meinte der Schauspieler einmal. «Ich kann zwar nicht mehr so hoch springen, aber im Kreis laufen kann ich immer noch.» Doch als im Herbst 2017 die 31. «Grossstadtrevier»-Staffel anlief, war klar, dass das Aushängeschild Fedder nicht mehr in jeder Episode zu sehen sein wird.
St. Pauli: Kerzen vor Fedders Wohnung
Auch 2019 drehte er noch neue Folgen für die Serie, im Herbst musste er aber wegen einer Verletzung am Sprunggelenk pausieren. Aufhören zu arbeiten, das könne er nicht, sagte er einmal – denn, «wenn ich nicht mehr drehen darf, dann falle ich tot um».
Am 14. Januar wäre Jan Fedder 65 Jahre alt geworden. Noch am Abend wurden mehrere Kerzen vor Fedders Wohnung im Stadtteil St. Pauli abgestellt.
«Zuschauer haben ihn geliebt»
Auf der Facebook-Seite vom «Grossstadtrevier» hiess es: «Wir denken mit grosser Traurigkeit, aber auch voller Stolz an die Zeit zurück, die wir mit Jan teilen durften, in der wir mit ihm gelacht, geweint, gescherzt, gekämpft und hart an jeder einzelnen Folge des ‹Grossstadtreviers› gearbeitet haben. Wir hoffen, dass all diese schönen Erinnerungen auch Jan zuletzt getragen haben. Und wir wissen, dass sie uns in der nun kommenden Zeit der grossen Trauer etwas Trost spenden werden.»
«Der NDR hat Jan Fedder viel zu verdanken, die Zuschauerinnen und Zuschauer haben ihn geliebt», schrieb NDR-Intendant Lutz Marmor in einer Mitteilung. Der Tod dieses «einzigartigen Schauspielers» hinterlasse eine grosse Lücke. Sein Mitgefühl gelte vor allem Fedders Frau Marion, schrieb Marmor.
St. Pauli war seine Heimat. Nun sagt er für immer „Tschüß“.
Auch der Fussballverein FC St. Pauli bekundete auf Twitter seine Trauer: «St. Pauli war seine Heimat. Nun sagt er für immer ‹Tschüss›. Ruhe in Frieden, Jan Fedder.» Der Moderator Micky Beisenherz schrieb: «64. Ein bisschen früh für eine Versetzung in ein anderes Revier. Traurig. Danke für die gute Zeit.»
Sie ist und bleibt die Mutter aller deutschen (Arzt-)Serien: Bis zu 28 Millionen Zuschauer schalteten in den 80er-Jahren ein, wenn die «Schwarzwaldklinik» lief. Doch was machen die Ärzte, Pfleger und Schwestern aus dem Glottertal heute? Und welcher einstige Star könnte sich ein Revival gut vorstellen? Die Galerie verräts.
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Heute kaum vorstellbar: Erste Wahl für die Rolle des Professors Klaus Brinkmann war Armin Mueller-Stahl, der aber ein langes Serienengagement ablehnte. So wurde Klausjürgen Wussow zum erfolgreichen Chirurgen, der in seinem Geburtsort Chefarzt der «Schwarzwaldklinik» wird.
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Professor Brinkmann prägte sein Leben: Nach dem Ende der «Schwarzwaldklinik» und bis zu seinem Tod 2007 war Klausjürgen Wussow in zahlreichen Fernsehproduktionen zu sehen. In der erfolgreichsten spielte er erneut einen Arzt: Als Dr. Frank Hofmann gründete er in der ARD die «Klinik unter Palmen».
Bild: ZDF / Sascha Baumann
Von der Schwester zur Professoren-Gattin und erfolgreichen Chirurgin und Mutter: Gaby Dohm spielte in der «Schwarzwaldklinik» Christa Brinkmann, geborene Mehnert, als emanzipierte Powerfrau.
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Auch für Gaby Dohm bedeutete die Rolle in der «Schwarzwaldklinik» den Durchbruch als TV-Schauspielerin. Die Wahlmünchnerin war als Polizeipsychologin im «Polizeiruf 110» und als Mutter Oberin in «Um Himmels Wissen» (Bild) sowie zuletzt auch in zahlreichen Utta-Danella- und Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen zu sehen.
Bild: ARD / Barbara Bauriedl
Am 23. September 2018 feierte Gaby Dohm ihren 75. Geburtstag und ist immer noch eine gefragte Darstellerin. Wie lange sie selbst noch spielen wolle, wisse sie indes nicht, sagte sie in einem Interview mit «Teleschau». «Ich mache mir darüber keine Gedanken – weil ich ebenso, wie ich nicht in die Vergangenheit blicke, auch nicht weit in die Zukunft plane. Dieses Denken lag mir immer fern.»
Bild: Sebastian Widmann / Getty Images
Er spielte den Frauenschwarm (auch mal mit nacktem Oberkörper) und baggerte vergeblich bei Schwester Christa, die später seine Stiefmutter werden sollte: Sascha Hehn bezauberte das weibliche TV-Publikum als Dr. Udo Brinkmann.
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Sascha Hehn war bereits früh ein Kinderstar («Hubertusjagd», 1959), spielte in Erotik-Klamotten («Schulmädchen-Report») mit und wurde dank der «Schwarzwaldklinik» zum TV-Star. Die Rolle(n) seines Lebens spielte er jedoch auf dem ZDF-«Traumschiff»: von 1981 bis 1991 als Chef-Steward Victor, seit 2014 als Kapitän Burger (links, mit Florian Silbereisen). Im Mai 2018 gab er bekannt, dass er aussteigt.
Bild: ZDF / Dirk Bartling
Ihr gelang es als Erste, den Frauenschwarm (zeitweise) zu zähmen: Die Anästhesistin Dr. Katarina Gessner, gespielt von Ilona Grübel, war die erste Ehefrau von Dr. Udo Brinkmann.
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Seit 2006 ist sie als Kriminalrätin Dr. Evelyn Kreiner (Bild) Teil der «Soko 5113). Bis heute ist Ilona Grübel (67) eine gefragte TV-Darstellerin («Der Alte», «Schwarz Rot Gold»), die Münchnerin arbeitet inzwischen aber auch als Kommunikationstrainerin.
Bild: ZDF / Markus Sapper
Nachdem seine Ehe in die Brüche gegangen ist, stürzt sich Udo Brinkmann in eine neue Affäre. Pikant: Er beginnt eine Beziehung mit Claudia (Anja Kruse), dem Kindermädchen seiner Ex-Stieftochter Angie.
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Sie ist Expertin für Herz und Schmerz im TV: Anja Kruse (62) spielte die Förster-Ehefrau im «Forsthaus Falkenau», gastierte in Hansi-Hinterseer-Schmonzetten («Da wo die Berge sind») und Pilcher-Verfilmungen. Zuletzt war sie als Gast in «Um Himmels Willen» (Bild) zu sehen. Sie gab dort die Hauptdarstellerin eines Weltkriegs-Dreiteilers, der in Kloster Kaltenthal gedreht werden soll.
Bild: ARD / Barbara Bauriedl
Auf dieses Happy End mussten die Fans bis zur letzten Folge warten: Mit Schwester Elke (Barbara Wussow) wird Udo Brinkmann (Sascha Hehn) nach allen Schicksalsschlägen endgültig glücklich.
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Als Lernschwester Elke schaffte Barbara Wussow (heute 57) ihren Durchbruch und ist seitdem eine feste Grösse im deutschen Fernsehen. Am Ostersonntag 2018 feierte die gelernte Theaterschauspielerin und Tochter von Klausjürgen Wussow mit ihrem «Schwarzwaldklinik»-Partner Sascha Hehn (rechts) ein Wiedersehen: Sie heuerte als Hoteldirektorin Hanna Liebhold auf dem ZDF-«Traumschiff» an.
Bild: ZDF / Dirk Bartling
Barbara Wussow ist überzeugt, dass die «Schwarzwaldklinik» immer noch sehr viele Zuschauer finden würde. «Wenn die Bücher gut sind und man es gut macht, also nicht so verkrampft auf modern getrimmt, dann sprächen die Geschichten noch heute ein breites Publikum an. Formate wie die «Schwarzwaldklinik» seien «weitaus weniger seicht als ihr Ruf und immer ganz nah am Leben», findet Barbara Wussow.
Bild: ZDF / Martin Valentin Menke
Arzneimittelforscher Prof. Alexander Vollmers (Christian Kohlund, rechts) war ein enger Freund der Familie Brinkmann: Er buhlte (vergeblich) um Christa, ging zusammen mit Udo nach Afrika und heiratete schliesslich Carola, das Kindermädchen von Benjamin Brinkmann.
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Er war «Traumhotel»-Vorsteher und spielte in zahlreichen weiteren «leichten» TV-Produktionen mit: In der ARD-Reihe «Der Zürich-Krimi», in der Christian Kohlund (68) aktuell zu sehen ist, darf der gebürtige Basler endlich eine Portion Schwermut hinzugeben.
Bild: ARD Degeto / Graf Film / Václav S. Sadilek
Im doppelten Sinn eine tragische Figur: Anästhesistin Dr. Elena Bach (Heidelinde Weis) leidet, nachdem Professor Brinkmann seine Christa kennengelernt hat, unter der Trennung von ihm – und kommt schliesslich bei einem Autounfall ums Leben.
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Für die gelernte Theaterschauspielerin, die bereits in den 60er-Jahren auch in zahlreichen Kinofilmen («Lausbubengeschichten») mitwirkte, war die «Schwarzwaldklinik» nur eine kurze Episode: Heidelinde Weis (78) schied nach nur sieben Folgen aus, ist aber seitdem – zuletzt 2015 in «Weissblaue Geschichten» (Bild, mit Dietrich Mattausch) – aus dem deutschen Fernsehen nicht wegzudenken.
Bild: ZDF / Bavaria Fernsehprod. / Christi
Neben der Familie Brinkmann war er ein fester Bestandteil der Klinikbelegschaft: Dr. Horst Römer (Horst Naumann, links) arbeitete als Internist und Neurologe in der «Schwarzwaldklinik» und zählte zu den engsten Mitarbeitern von Professor Brinkmann.
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Als Dr. Römer in der «Schwarzwaldklinik» und fast 25 Jahre als Dr. Schröder auf dem Traumschiff (Bild, links, mit Harald Schmidt, vorne): Horst Naumann dürfte der am längsten aktive TV-Arzt in Deutschland sein. Im Fernsehen war er zuletzt 2010 zu sehen, in Rente will Naumann aber nicht gehen: Der 92-Jährige gibt immer noch Lesungen und spricht Hörbücher.
Bild: ZDF / Dirk Bartling
Er war die gute und bei Patienten beliebte Seele der «Schwarzwaldklinik»: Pfleger Michael «Mischa» Burgmann (Jochen Schroeder, Bild Mitte).
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Nach den populären Rollen als Pfleger Mischa und als Rüdiger Wichert in der ZDF-Vorabendserie «Die Wicherts von nebenan» (1986-1989) war Jochen Schroeder (64) eher in Nebenrollen zu sehen. Zuletzt spielte er sich selbst: In «Lerchenberg» (Szene mit Cornelia Gröschel) lieferte er sich einen wunderbaren Hahnenkampf mit Ex-«Schwarzwaldklinik»-Kollege Sascha Hehn.
Bild: ZDF / Christopher Aoun
Sie führte ein strenges Regiment über das ihr unterstellte Pflegepersonal und kannte nur selten Mitleid mit den Patienten – und trotz oder gerade deswegen: Oberschwester Hildegard (Eva-Maria Bauer, Bild Mitte) war einer der absoluten Kultfiguren der «Schwarzwaldklinik».
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Von «Derrick» bis «Tatort», vom Wedel-Mehrteiler «König von St. Pauli» (als alternde Prostituierte) bis zur ZDF-Vorabend-Serie «Unser Charly» (Bild): Eva-Maria Bauer spielte nach dem Ende der «Schwarzwaldklinik» in zahlreichen TV-Produktionen mit. 2006 starb die gebürtige Hamburgerin im Alter von 82 Jahren an Brustkrebs.
Bild: ZDF / Phoebus-Film
Bereits im 90-minütigen Pilotfilm «Die Heimkehr» traten Marie-Luise Marjan und «Soko»-Legende Werner Kreindl als Gäste auf, später gaben sich auch Hannelore Elsner (Bild), Rainer Hunold, Rolf Schimpf, Robert Atzorn und viele weitere TV-Stars die Ehre in der Schwarzwaldklinik, darunter auch zwei spätere Fernsehpolizisten.
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Na, hätten Sie die beiden Verbrecher unter ihrer Maske erkannt? Der verletzte Gauner (Bild, links) ist der heutige «Tatort»-Kommissar Udo Wachtveitl, sein Kumpan ist Arthur Brauss, der einige Jahre später als Polizist im ARD-«Grossstadtrevier» seine grösste TV-Rolle hatte.
Bild: ZDF / Thomas Waldhelm
Einen ganz besonderen Gast behandelte Professor Brinkmann in der letzten regulären Folge der «Schwarzwaldklinik»: Gert Fröbe spielte den 100-jährigen Patienten Theodor Katz. Es war die letzte Rolle, in der der Charakterdarsteller zu sehen war. Er starb im September 1988.
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