Angriffe in der BrutzeitSo steht es um die Bedrohung von Joggern durch Greifvögel
Dominik Müller
14.5.2024
Auf der französischen Genferseeseite hat kürzlich ein Greifvogel einen Waldgänger angegriffen. Auch hier kommt es immer wieder zu Vorfällen. Grund zur Sorge besteht laut der Schweizerischen Vogelwarte nicht.
Dominik Müller
14.05.2024, 21:33
Dominik Müller
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Weil es auf einem Wanderweg im französischen Grenzgebiet wiederholt zu Angriffen eines Mäusebussards kam, musste der Weg gesperrt werden.
Auch in der Schweiz werden immer wieder Vorfälle mit den Greifvögeln bekannt.
Gemessen an der grossen Population von Mäusebussarden in der Schweiz, sei die Zahl der Zwischenfälle laut der Schweizerischen Vogelwarte aber sehr klein.
Letzten Monat wurde ein Waldgänger in der Nähe von Thonon-les-Bains auf der französischen Seite des Genfersees Opfer eines Mäusebussard-Angriffs, als er auf einem Wanderweg spazierte. Und er war nicht der Erste: Weil sich die Vorfälle an dieser Stelle schon mehrfach wiederholten, hat das französische Forstamt den betroffenen Weg bis auf Weiteres gesperrt, berichtet «France 3 Régions».
«Gefahr, aggressive Bussard-Angriffe im Gange», weist ein Schild am Anfang des Wegs auf die tierische Bedrohung hin. «Genau an dieser Stelle greift seit etwa zehn Jahren regelmässig ein Mäusebussard an, aber nicht jedes Jahr», wird Franck Simonnet vom nationalen Forstamt zitiert.
Rund ein Dutzend Fälle pro Jahr
«Jogger von Bussard angegriffen» ist auch in der Schweiz eine Jahr für Jahr wieder auftauchende Schlagzeile in den Medien. Letzte Woche berichtete der «Blick» von einem Berner Jogger, der während seiner Runde im Wald von einem Raubvogel in den Kopf gebissen wurde.
Bei den attackierenden Vögeln handelt es sich beinahe ausschliesslich um Mäusebussarde, ausnahmsweise auch um Milane. Müssen sich hiesige Naturliebhaber*innen also Sorgen machen?
«Nein», sagt Martina Schybli von der Schweizerischen Vogelwarte zu blue News. «Obwohl der Mäusebussard mit rund 20'000 Brutpaaren die häufigste Greifvogelart der Schweiz ist, sind solche Attacken selten und stellen Ausnahmen dar.» Pro Jahr werden nur etwa ein Dutzend Fälle bekannt.
Die unerwarteten Angriffe erfolgen fast immer von Mai bis Juli, wenn die Vögel Junge haben, schreibt die Schweizerische Vogelwarte in einem Merkblatt. «Kommt ein Jogger zufälligerweise in der Nähe des Horstes oder nahe bei einem frisch ausgeflogenen Jungvogel vorbei, sehen die Altvögel in ihm manchmal eine Gefahr», sagt Martina Schybli. Meist handle es sich dabei aber um Scheinangriffe. Ziel ist es, den vermeintlichen Feind vom Nachwuchs fernzuhalten.
Bei den meisten bekannten Fällen sind Jogger die Opfer. Warum das so ist, ist unbekannt. Gemäss Schybli handle es sich dabei um einen Erfahrungswert, während «Spaziergänger und Velofahrer in der Regel unbehelligt bleiben».
Fehlende Datenbasis
Die Angriffe werden in der Schweiz nicht systematisch erfasst. Entsprechend sind auch keine Zahlen vorhanden, die einen Vergleich der Häufigkeit solcher Vorfälle mit den Vorjahren ermöglichen. «Uns ist zumindest keine Häufung aufgefallen, wir erfahren pro Jahr nur von wenigen Vorfällen», so Schybli.
Obwohl die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Mäusebussard-Angriffs zu werden, sehr gering ist, rät die Vogelwarte Joggern Gebiete, in denen solche Angriffe vorkommen, zu meiden. Sollte es bei einem Zwischenfall mit einem Greifvogel ausnahmsweise zu einem Kratzer oder anderen Verletzungen kommen, sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen, rät Martina Schybli: «Die Krallen der Vögel sind nicht sauber, deshalb sollte jede Wunde fachgerecht desinfiziert werden.»
Auch eine mögliche Auffrischung der Starrkrampf-Impfung (Tetanus) sollte geprüft werden. Kein Thema sei hingegen Tollwut: Die Krankheit existiert bei Vögeln nicht.
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