Bötschi fragt Reto Scherrer: «Im Thurgau leben wir an der Pfnüselküste»

Von Bruno Bötschi

28.2.2023

Reto Scherrer: «Herzlich willkommen am schönsten Ort der Schweiz»

Reto Scherrer: «Herzlich willkommen am schönsten Ort der Schweiz»

Reto Scherrer, Anchorman bei Blick TV, gilt als Vorzeige-Thurgauer. Er liebt seinen Heimatkanton über alles und hofft, dass künftig noch etwas mehr Menschen in die Bodensee-Region kommen werden – aber bitte nur als Tourist*innen.

22.02.2023

Reto Scherrer, Anchorman bei Blick TV, gilt als Vorzeige-Thurgauer. Da trifft es sich gut, dass der blue News Redaktor ebenfalls von dort kommt. Ein Gespräch über Heimat, Klima und den «schönsten Kanton der Schweiz».

Von Bruno Bötschi

Wir treffen uns am Bahnhof in Weinfelden TG. Reto Scherrer holt mich mit seinem Tesla ab, wir fahren zusammen in seinen Rebberg unterhalb vom Ottenberg. Vor vier Jahren hat der 47-Jährige das Weingut von seinem Vater Hansjörg übernommen, in neunter Generation.

Es ist zwar noch Winter, aber das Wetter fühlt sich an diesem Februar-Nachmittag so an, als wäre es bereits Frühling. Wir setzen uns auf ein Mäuerchen im Rebberg und ziehen unsere Jacken aus.

«Schon als Kind war ich mit meinem Papi hier. Sämtliche Stöcke, von denen der Wein stammt, haben wir zusammen gepflanzt», sagt Reto Scherrer, während sein Blick in die Weite schweift.

Am Horizont sind der Säntis und die Churfirsten zu sehen, derweil ein Schmetterling vorbeifliegt und ein Eidechsli leicht fragend aus seiner Höhle herausschaut: Ist denn wirklich schon Frühling?

Reto Scherrer, ich stelle dir in den nächsten 30 Minuten möglichst viele Fragen und du antwortest möglichst kurz und schnell. Wenn dir eine Frage nicht passt, sagst du einfach «weiter».

Kann ich bei allen Fragen mit «weiter» antworten?

Das überlasse ich dir. Wenn du die Hymne «O Thurgau, du Heimat…» hörst, denkst du spontan an …

… meine Heimat, die ich in meinem Herzen trage und wo ich gern bis zu meinem Tod wohnen bleiben möchte.

Bist du ein guter Sänger?

Ich finde, ich kann gut singen.

Finden das deine Mitmenschen auch?

Das glaube ich nicht.

Welches ist dein vorbildlichster Charakterzug?

Meine Frau sagt, ich missgönne niemandem etwas und sei nie eifersüchtig.

Welches ist dein mühsamster Charakterzug?

Ich bin sehr ordentlich.

Wärst du gern mit dir selbst verheiratet?

Auf keinen Fall.

Zum Autor: Bruno Bötschi
Bild: blue News

blue News-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland. Er stellt ihnen ganz viele Fragen – immer direkt, oft lustig und manchmal auch tiefsinnig. Dabei bleibt bis zur allerletzten Frage immer offen, wo das rasante Pingpong hinführt.

Was würde dich am meisten an dir nerven?

Dass ich so ordentlich bin.

Manche behaupten, du seist ein Pedant.

Stimmt, aber nicht überall.

Wann hat dir deine Frau Melanie das letzte Mal gesagt, dass du einen Dachschaden hast?

Vor drei Tagen.

Wirklich wahr, dass du hin und wieder durch einen Supermarkt schlenderst und stundenlang die Ordnung bestaunst?

Das stimmt – und unter uns gesagt: Seit es die deutschen Discounter auch in der Schweiz gibt, ist es für mich schwierig geworden. Denn bei denen ist einfach nicht so schön aufgeräumt wie in der Migros oder im Coop. Trotz allem gehe ich manchmal auch bei Lidl oder Aldi einkaufen – einfach ohne die Ordnung zu bestaunen (lacht).

Ist bei euch zu Hause alles perfekt aufgeräumt?

Ich versuche es möglichst so handzuhaben. Ich gebe aber zu, dass das mit drei Kindern nicht ganz einfach ist.

Wer räumt am meisten auf: deine Frau Melanie, eure drei Kinder Emma, Lisa oder David oder du?

Ich.

Schon überlegt, woher dein Charakterzug Pedanterie kommen könnte?

Vor Jahren sah mein Zuhause wie ein einziges Chaos aus. Das möchte ich nicht mehr erleben.

«Der Thurgau und meine Familie sind mein Leben und das soll bitte auch so bleiben»: Reto Scherrer in seinem Weinberg oberhalb von Weinfelden TG.
«Der Thurgau und meine Familie sind mein Leben und das soll bitte auch so bleiben»: Reto Scherrer in seinem Weinberg oberhalb von Weinfelden TG.
Bild: Valeriano Di Domenico

Mit welchen Worten brichst du höflich ein Telefongespräch ab?

Also …

Bist du lieber dafür oder dagegen?

Dafür.

Rührendstes Schimpfwort aus deiner Kindheit?

Löli.

Dein Lieblingsort auf dem Ottenberg, oberhalb von Weinfelden?

Das Lusthäuschen in meinem Rebberg.

Was würdest du einem Touristen auf dem Ottenberg als Erstes zeigen?

Die beiden Weinsafes auf dem Weinfelder Weinweg.

Was ist das?

In den zwei Weinsafes stehen Flaschen von acht Weinfelder Winzer*innen zur Verkostung bereit. Den Code zum Öffnen der Safes bekommen die Spaziergänger*innen zusammen mit einem Weinweg-Rucksack nach vorheriger Anmeldung am Bahnhof ausgehändigt.

Du machst dich wirklich gut als Werbebotschafter des Kantons Thurgau.

Findest du?

Momoll. Äpfel, Erdbeeren, der Bodensee, die Züge von Spuhler, Ex-Miss-Schweiz Anita Burri, das grösste Hip-Hop-Festival Europas und das Musikvideo «Lebe und sterbe im Thurgau»: Was sollte die Schweiz sonst noch unbedingt über deinen Heimatkanton wissen?

Wir produzieren im Thurgau guten Wein. Und was ich auch sehr sympathisch finde: Wir Thurgauer*innen sind dankbar für das, was wir haben. Manchmal habe ich das Gefühl, immer mehr Menschen in unserem Land vergessen dankbar zu sein.

Auf der deutschen Seite des Bodensees boomt das Geschäft mit Feriengästen. Warum im Thurgau nicht?

Das müssen wir neidlos zugestehen: Die deutsche Seite ist die schönere Seite, weil dort die Sonne länger scheint. Wir Thurgauer*innen leben also sozusagen an der Pfnüselküste, derweil die Menschen in Konstanz, Langenargen und so weiter an der Goldküste daheim sind.

Die Idee, das Scheinwerferlicht mit der Expo 2027 auf die Region zu lenken, wurde 2016 bei der Abstimmung für einen Planungskredit vom Stimmvolk verworfen. Sind die Thurgauer*innen zu selbstgenügsam oder einfach zu bescheiden?

Ich denke, es hat damit zu tun, dass die Thurgauer*innen Angst davor haben, etwas könnte in die Hosen gehen. So wie beim Eidgenössischen Schwingfest 2022 in Pratteln BL, das mit einem 3,8-Millionen-Franken-Loch in der Kasse geendet hat. Das wollen wir nicht.

«Meine Frau sagt, ich missgönne niemandem etwas und sei nie eifersüchtig»: Reto Scherrer.
«Meine Frau sagt, ich missgönne niemandem etwas und sei nie eifersüchtig»: Reto Scherrer.
Bild: zVg

Willst du dich vielleicht noch zum Thurgauer Dialekt äussern, der scheinbar zu den unpopulärsten des Landes gehört?

Dieser Vorwurf ist mir total neu (lacht).

Und das, obwohl du schon mehrfach von den Medien dazu befragt wurdest.

Tatsache ist: Der Thurgauer Dialekt ist in der Schweizer Medienszene beliebt, da er sehr klar und in der Aussprache gut verständlich ist. Er eignet sich auch perfekt für Hochdeutsch. Angefangen hat es mit Kurt und Paola Felix. Aber auch Beni National Thurnheer hat seine Wurzeln in Weinfelden. Seine Sport-Kollegen Dani Kern und Lukas Studer sind Thurgauer. Matthias Hüppi ist Ostschweizer. SRF-Direktorin Nathalie Wappler kommt aus Kreuzlingen und natürlich nicht zu vergessen Fernsehstar Mona Vetsch und meine Wenigkeit. So einfach ist das.

Was fehlt dem Kanton Thurgau?

(Überlegt lange)

2017 hast du auf dieselbe Frage in der «Basler Zeitung» geantwortet: «Den Bodensee haben wir, die Berge sind vor der Tür. Was uns fehlt, sind mehr nebelfreie Tage. Wir sind schon sehr belastet davon.»

Diese Antwort kommt mir heute wohl deshalb nicht mehr in den Sinn, weil die Klimaerwärmung dafür gesorgt hat, dass wir seit drei Jahren im Thurgau kaum mehr Nebel haben. Kürzlich sagte meine Frau zu mir: «Früher haben wir uns so oft über den Nebel geärgert und jetzt ist er plötzlich einfach nicht mehr da.» Aber ich hoffe, der Nebel kommt wieder zurück. Denn das, was aktuell mit dem Klima passiert, ist nicht nur für meine Reben ungünstig. Es ist auch sonst eine Katastrophe.

Weiter sagtest du in der «Basler Zeitung»: «Ich arbeite in Zürich und bin viel in Städten unterwegs. Aber das Grüezi-Sagen, das Mit­einander-Plaudern, sich auch mal im Garten aushelfen, das erlebe ich im Thurgau am stärksten. Ich habe Angst, dass viele Leute, die an einen so schönen Ort wie den Thurgau ziehen, sich nicht für das Leben vor Ort interessieren oder sich engagieren.» Hat sich deine Angst bewahrheitet?

Ja. Viele Menschen sind in den letzten Jahren in den Thurgau ausgewandert, weil es hier noch günstiges Bauland gab. Das wäre weiter auch nicht schlimm. Was ich jedoch schade finde, ist, wenn sich Neuzüger*innen nicht engagieren. Aber wahrscheinlich ist dies der Lauf der Zeit. Die Menschen wollen in einem schönen Einfamilienhaus wohnen, aber ansonsten ihre Ruhe haben. Mir tut das jedoch weh – und das wäre übrigens für mich auch der einzige Grund, den Thurgau irgendwann doch noch zu verlassen. Ich finde es schön, wenn ich meine Nachbar*innen kenne.

270'709 Menschen lebten 2017 im Kanton Thurgau. Wie viel sind es heute?

Ich sage, heute wohnen 25'000 Menschen mehr bei uns.

Das ist zu hoch gegriffen. 286'974 Menschen sind es, die aktuell im Thurgau ihren Wohnsitz haben.

Dann ist der Bevölkerungszuwachs bei uns ja gar nicht so schlimm (lacht).

Wie gross ist der Kanton Thurgau?

17'000 Quadratkilometer.

Total falsch. Der Thurgau ist 991 Quadratkilometer gross. Wie tief ist der Bodensee an seiner tiefsten Stelle?

Das weiss ich.

Ich bin gespannt.

270 Meter.

Diesmal liegst du mit deiner Antwort nicht komplett daneben. An seiner tiefsten Stelle ist der Bodensee 251 Meter tief.  Welche Farben haben die Augen von Mona Vetsch?

Blau.

Bravo. Schlimmste Nachricht, die du während der Arbeit je überbringen musstest?

Meine Familie besuchte mich am 9. April 2021 auf der Redaktion von Blick TV. Als wir gemeinsam im Ringier-Personalrestaurant das Mittagessen einnahmen, klingelte plötzlich mein Telefon und mir wurde mitgeteilt, dass Prinz Philipp soeben gestorben sei und ich müsse sofort auf Sendung gehen. Ich bin also in die Redaktion gerannt und verlas dort live die Nachricht vom Tod des Prinzen. Nun musst du wissen, dass meine drei Kinder grosse Fans von der Queen sind. Während ich also die Meldung vom Tod ihres Ehemannes verlas, guckte ich in die traurigen Augen meiner Kinder.

«Der Thurgauer Dialekt ist in der Schweizer Medienszene beliebt, da er sehr klar und in der Aussprache gut verständlich ist»: Reto Scherrer ist Anchorman bei Blick TV.
«Der Thurgauer Dialekt ist in der Schweizer Medienszene beliebt, da er sehr klar und in der Aussprache gut verständlich ist»: Reto Scherrer ist Anchorman bei Blick TV.
Bild: zVg

Je besäuselt vor der Kamera gestanden oder am Radio moderiert?

Ja. Muss ich noch sagen, wann und wo das passiert ist?

Das überlasse ich dir.

Okay, ich verrate es: Es war in der Millenium-Nacht an Silvester 2000. Mona Vetsch, Iwan Santoro, er arbeitet heute bei Radio SRF, und ich arbeiteten damals zusammen bei Radio Thurgau. Nach dem obligatorischen Anstossen um Mitternacht haben wir gegen 1:30 Uhr spontan beschlossen, trotz zwei, drei Gläsern zu viel, nochmals auf Sendung zu gehen. Eine unvergessliche Erinnerung, über die wir heute noch gern zusammen lachen.

Wie oft hast du es schon bereut, dass du 2020 vom Schweizer Radio und Fernsehen zu Blick TV gewechselt bist?

Noch nie.

In deiner Sendung «Achtung, Reto, los!» bei Blick TV triffst du alle zwei Wochen einen prominenten Gast in einer mehr oder weniger aussergewöhnlichen Umgebung und stellst gern Schabernack mit ihr oder ihm an. Was war dein bestes Interview bisher?

Die Sendung würde eigentlich «Reto sich, wer kann!» heissen. Kurz vor der Ausstrahlung der ersten Folge marschierte Russland in die Ukraine ein. Aus Pietätsgründen änderten wir deshalb den Namen. Und jetzt zu deiner Frage: Mein bestes «Achtung, Reto, los!»-Interview bisher war jenes mit Jonny Fischer. Der Comedian ist während unseres Gesprächs total durcheinandergekommen, ich übrigens auch. Gleichzeitig habe ich an diesem Tag einen ganz tollen Menschen kennenlernen dürfen.

Schauen deine Kinder auch daheim zu, während du bei Blick TV am Moderieren bist?

Immer mal wieder – und wenn ich dann nach Hause komme, stellen Sie mir oft Fragen, weil sie nicht alles verstanden haben, was ich erzählt habe.

Mal so ganz grundsätzlich: Sind Kinder eine Plage oder ein Geschenk?

So ganz grundsätzlich gesagt: ein Geschenk.

Dein schlechtestes Interview?

In der Rubrik «Achtung, Reto, los!» oder meiner bisherigen Tätigkeit als Journalist?

Wie immer: Das überlasse ich dir.

Mein schlimmstes oder schlechtestes Interview?

Ich fragte nach dem schlechtesten Interview, du darfst mir danach aber gern auch noch von deinem schlimmsten Gespräch erzählen.

(Überlegt lange) Wann habe ich mich richtig mies gefühlt? Mein schlechtestes Interview führte ich mit Sänger Chris de Burgh während meiner Zeit beim Radio SRF1.

Was war das Problem?

Meine schlechten Englischkenntnisse. Es ist ja nicht weiter schlimm, wenn man nicht perfekt Englisch spricht, aber für mein Gespräch mit Chris de Burgh gibt es nur ein Prädikat: peinlich.

Und das schlimmste Interview …

… führte ich vor mehr als 20 Jahren bei Radio Top mit der Schweizer Girlband Tears. Die vier Frauen kamen zu mir ins Studio. Das Interview war noch nicht fertig, als die Frauen plötzlich aufstanden und mir ins Gesicht sagten, dass ich der schlimmste Mensch auf Erden sei. Danach verliess die Band wutentbrannt das Studio – und das alles ging live über den Äther.

«Am allerliebsten treffe ich ältere Menschen, weil die Dinge wissen, die ich noch nicht weiss»: Reto Scherrer.
«Am allerliebsten treffe ich ältere Menschen, weil die Dinge wissen, die ich noch nicht weiss»: Reto Scherrer.
Bild: Valeriano Di Domenico

Wie bringt man ein Interview am besten in Fahrt?

Meine Taktik ist: Meinem Gegenüber eine Frage stellen, die ihr oder ihm davor noch nie von einem Journalisten gestellt worden ist.

Gibt es eine spannende Frage, die praktisch bei jedem Gegenüber zu einer guten Antwort führt, eine eigentliche Allzweckwaffe?

Eine Frage, die immer funktioniert, ist: Wann und wo warst du zuletzt betrunken?

Wann und wo warst du zuletzt betrunken?

Vor drei Wochen in den Skiferien.

Wie schaffst du es, immer wieder dein scheinbar grenzenloses Interesse für dein Gegenüber aufzubringen?

Ich liebe Menschen und interessiere mich für ihr Leben. Am allerliebsten treffe ich übrigens ältere Menschen, weil die Dinge wissen, die ich noch nicht weiss.

Du hast eine Carte blanche. Wen würdest du zum Interview bitten – egal, woher oder lebendig oder bereits tot?

Ich würde gern Mäni Weber treffen. Er war der Schweizer Superstar in den Anfangszeiten des Mediums Fernsehen schlechthin. Aber am allerallerliebsten würde ich meinen ehemaligen Nachbarn treffen wollen, den verstorbenen Kaminfeger Paul Nufer. Er war eine Kultfigur in Weinfelden und hat mir einmal erzählt, wie er mit Schauspielerin Romy Schneider eine Nacht verbracht hat. Dieses Gespräch würde ich gern weiterführen.

Wenn du mit drei prominenten Persönlichkeiten auf einer einsamen Insel stranden würdest, welche wären das idealerweise?

Bundesrätin Karin Keller-Suter, Radio- und TV-Moderator Roman Kilchsperger und Schauspieler Erich Vock.

Roman Kilchsperger und du jassen gern. Weisst du, ob Karin Keller-Suter und Erich Vock ebenfalls dem Schweizer Kartensport frönen?

Machen sie. Erich Vock war während meiner SRF-Zeit bei mir im «Samschtig-Jass» und Frau Bundesrätin mit mir im «Donnschtig-Jass».

Wenn du eine Superkraft wählen könntest: Lieber fliegen oder lieber unsichtbar machen?

Ich wäre gern einmal unsichtbar.

Und was würdest du mit der Superkraft anstellen?

Ich würde meinen Kindern einen Schulbesuch abstatten und schauen, was sie den ganzen lieben langen Tag dort so machen.

Wenn du eine Zeitmaschine hättest, in welches Jahr würdest du gern reisen?

1987. Damals war ich zwölf Jahre alt und durfte alles machen, war aber gleichzeitig noch für nichts verantwortlich. Als Teenager spielte ich nachmittagsweise Radiomoderator – oder wie ich es nannte: Ich gehe ins Kinderzimmer goh schwätze. Das war wunderbar.

Stellst du dir gelegentlich die Sinnfrage?

Nicht mehr.

Wahr, dass man jedes Jahr etwas Neues lernen sollte?

Nein.

Wann zum letzten Mal einen Lachanfall gehabt?

Vor wenigen Tagen, als ich mit meiner Frau einen Kebab gegessen habe.

«Mein Papi sagt immer, es sei nicht nur wichtig, den Wein zu machen, sondern man müsse ihn auch verkaufen können. Und dafür bin ich zuständig»: Reto Scherrer zusammen mit seinem Vater Hansjörg in seinem Rebberg.
«Mein Papi sagt immer, es sei nicht nur wichtig, den Wein zu machen, sondern man müsse ihn auch verkaufen können. Und dafür bin ich zuständig»: Reto Scherrer zusammen mit seinem Vater Hansjörg in seinem Rebberg.
Bild: Valeriano Di Domenico

Du giltst als Spassvogel und Frohnatur. Inwendig bist du aber sicher auch nicht immer fröhlich gestimmt.

In solchen Momenten ziehe ich mich daheim allein zurück.

Welches war die glücklichste Zeit deines bisherigen Lebens?

Mit 12 hatte ich die beste Zeit meines Lebens, aber die glücklichste Zeit hatte ich …

… während des Interviews mit Bruno Bötschi

… okay, es ist schön mit dir. Aber die allerglücklichste Zeit ist immer dann, wenn ich mit Melanie und den Kindern am Tisch sitze und wir zusammen reden.

Welches war die bisher dunkelste Zeit?

(Überlegt lange) Die Zeit, bevor ich meine Frau kennengelernt habe.

Deine zwei wichtigsten Hobbys sind …

… Familie und Arbeiten, ansonsten kenne ich keine Hobbys.

Ich dachte, du nennst jetzt deinen Weinberg.

Auch der Weinberg ist kein Hobby, sondern Arbeit.

Wirklich wahr, dass im Weinberg, der dir heute zwar gehört, dein Vater aber nach wie vor die Hauptarbeit erledigt?

Das ist wahr und wirklich schlimm. Muss ich mich jetzt dafür entschuldigen?

Also wegen mir nicht.

Mein Papi sagt immer, es sei nicht nur wichtig, den Wein zu machen, sondern man müsse ihn auch verkaufen können. Und dafür bin ich zuständig. Aber ich mache schon auch ein bisschen, aber er macht nach wie vor einfach noch viel mehr.

Und zum Schluss gibt es jetzt noch den Self-Rating-Test: Du schätzt dein Talent zwischen zehn Punkten, super tolle Begabung, und null Punkten, keine Begabung, ein: Unterwäsche-Model.

Fünf Punkte. Ich habe keine Modelmasse, bin aber auch nicht total unsportlich.

Winzer.

Meinem Papi gebe ich zehn Punkte, mir vier.

Liebhaber.

Bei meiner Frau gebe ich mir zehn Punkte, ansonsten null.

Fussballer.

Null, null, null.

Thurgauer.

Zehn plus. Der Thurgau und meine Familie sind mein Leben und das soll bitte auch so bleiben.

Ein schönes Schlusswort.

Finde ich auch.


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